Bei der ersten Vorstellung der Idee der Recruiting-Agentur als Genossenschaft habe ich angekündigt, dass ich die Idee weiter verfolgen werde, wenn sich mindestens 100 Interessenten über das Formular anmelden. Tatsächlich waren es bis jetzt über 250 Interessenten. Ich möchte auch auf das Feedback, das ich bekommen habe, genauer eingehen. Außerdem werde ich die jeweiligen Rollen noch genauer beschreiben, da es hier auch unterschiedliche Auffassungen gibt.
Genossen: Freelancer sind Mitglieder der Genossenschaft. Sie bekommen Aufträge und bezahlen für die Vermittlung eine Gebühr an die Genossenschaft. Freelancer können auch selbst Aufträge mitbringen und erhalten dafür eine Provision.
Recruiter: Recruiter sind feste oder freie Mitarbeiter der Genossenschaft. Ihre Aufgabe ist das Matching von Kundenanfragen mit passenden Profilen. Recruiter können auch Kandidaten außerhalb der Genossenschaft vorschlagen. Ihre Aufgabe ist, die bestmögliche Besetzung für den Kunden zu finden.
Account Manager: Account Manager sind feste oder freie Mitarbeiter der Genossenschaft. Ihre Aufgabe ist die Pflege von Kundenbeziehungen und die Akquise neuer Aufträge. Account Manager sind in letzter Instanz für die Qualität der vorgeschlagenen Kandidaten verantwortlich.
Wie kann die Genossenschaft die Qualität verbessern?
Das wichtigste Feedback war der Anspruch, dass die Genossenschaft auch eine bessere Qualität in der Besetzung von Projekten gewährleistet als dieses konventionelle Recruiting-Agenturen tun. Ich denke, dass eine Genossenschaft tatsächlich dazu in der Lage sein kann, wenn die Mitglieder einen Anreiz haben, dabei mitzuwirken. Auch das umstrittene Vorgehen, Qualität durch Referenzen zu sichern, kann einen Genossenschaft besser lösen, da das Vertrauen der Mitglieder in die eigene Genossenschaft höher sein sollte als in eine Recruiting-Agentur (es gibt natürlich Ausnahmen). Generell möchte ich vor der Gründung das Thema Qualität aber nicht “over-engineeren”. Stadtessen bevorzuge ich einen iterativen Prozess, der die Qualität mit jeder Besetzung anhand messbarer Kriterien (z.b. der Prozentsatz der Fehlbesetzungen) verbessert.
Warum macht eine Agentur überhaupt Sinn?
Oft habe ich gehört, dass eine Recruiting-Agentur nicht die Lösung, sondern Teil des Problems sei. Ich verstehe diese Perspektive, aber die Realität bei vielen Kunden ist, dass Recruiting-Agenturen ihre Berechtigung haben. Eine Recruiting-Agentur, die im Interesse der Freelancer handelt, ist somit die beste Lösung für diejenigen Freelancer, die Recruiting-Agenturen nicht komplett ablehnen.
Wie kann eine Genossenschaft bessere Aufträge gewinnen?
Die Aufträge der Genossenschaft müssen attraktiv für die Mitglieder sein. Die einfachste Metrik, um dieses zu messen, ist der Stundensatz. Je höher der Stundesatz im Vergleich zu dem durchschnittlichen Stundensatz ist, desto besser ist der Auftrag. Gleichzeitig hat der Account Manager aber den Anreiz, möglichst viele Aufträge zu gewinnen. Dieser Anreiz führt bei konventionellen Agenturen zu Aufträgen mit hohem Volumen – aber teilweise auch mit niedrigen Stundensätzen. Da der Account Manager nicht für die Kunden, sondern auch für die Genossen arbeitet, muss hier ein zusätzlicher Anreiz geschaffen werden, um hohe Stundensätze zu realisieren. Der Grad der Zielerreichung hängt hier nicht nur von dem Auftragsvolumen und dem geleisteten Deckungsbeitrag ab, sondern auch davon, wie hoch der durchschnittliche Stundensatz ist. Durch einen Koeffizienten werden Aufträge mit niedrigem Stundensatz überproportional unattraktiv. Analog ist der Anreiz für hohe Stundensätze überproportional hoch.
Nächste Schritte
Ich werde ein geschlossenes Forum gründen und dazu diejenigen einladen, die sich über das Formular angemeldet haben. (Wenn Sie sich beim letzten Post bereits angemeldet haben, müssen Sie sich nicht erneut anmelden) In dem geschlossenem Forum werden sich die Vorstandsmitglieder, der ersten Account Manager und Recruiter vorstellen. Außerdem werden wir dort die Satzung besprechen. Wenn die Diskussionen positiv verlaufen, werden wir die Genossenschaft gründen.