598986_original_R_K_B_by_Th. Reinhardt_pixelio_SMALLIch bin leider sehr narzisstisch. Das ist eine bekannte Schwäche von mir.

Und wenn mein Blog mal wieder hohe Zugriffszahlen hat, freue ich mich, denn das heißt, ich bin ganz toll, Leute lesen, was ich schreibe. Ich werde geliebt.

Aber was nützt das wirtschaftlich? Oft gar nichts.

Inzwischen bin ich weit genug zu erkennen, dass Zugriffszahlen allein wenig heißen.

Ein Blog braucht keine Besucher, sondern Leser.

Also schaue ich mir auch an, wie lange die Besucher auf der Seite verweilen. Lang genug, um zumindest einen Artikel zu lesen? Ja, OK.

Besser noch, wenn die Leser gleich mehrere Artikel lesen. Tun bei mir nur wenige (Stand: April 2014). Die meisten lesen nur einen Artikel, und zwar den über Kennzahlen für den Vertrieb.

Den finde ich selbst am schwächsten. Mein Lieblingsartikel ist der über Kennzahlen und Anmachsprüche. Aber was ich finde ist egal.

Angebot am Eingang

Wie bereits an anderer Stelle erläutert, mein Angebot muss am Eingang stehen und sofort klar sein. Wenn mein Angebot nicht sofort klar ist, dann kann es bestenfalls sein, dass Besucher sich über wertvolle Inhalte freuen – und dann wieder gehen.

Sofern mein Angebot klar am Eingang positioniert ist, besteht zumindest die Chance, dass jemand es liest und nutzt.

Aber: Wer auf meine Seite kommt, sucht der überhaupt nach einem Angebot wie meinem? Oder landet er nur bei mir, weil ich meinen Blog mit Keywords gespickt habe, die in meinem Fachbereich wichtig sind?

Suchen die Leser einen freien Vertriebscontroller, der ihnen in Projekten hilft? Das wird maximal 0,2% der Besucher sein. Andere suchen selbst Jobs als Vertriebscontroller.

Und, wenn meine Analyse richtig liegt, suchen viele nach Infos über Kennzahlen, für ihren eigenen Betrieb oder für ihre Ausbildung.

Dies ist auch bei vielen anderen in meinem Netzwerk der Fall, die Blogs betreiben. Die Leser kommen nicht unbedingt, weil sie ein Angebot suchen, sondern weil sie guten Gratis-Content wollen. Das ist auch völlig OK, und es verbessert unser Ranking. Und wir erwarten nicht, dass es sofort zu Verkäufen führt.

Nach Meinung einiger Marketing-Experten soll ein Blog theoretisch ein Instrument sein, um mit der Zielgruppe zu kommunizieren. Dazu gehört ein echter Austausch zwischen Betreiber und Lesern.

Nach meiner Meinung wird dieses Ziel extrem selten erreicht. Die meisten längeren Konversationen finden auf den großen Plattformen statt – XING, LinkedIn, Facebook – oder manchmal in Foren. Ich bin froh, dass ich wenigstens eine gewisse Anzahl von Lesern dazu kriege, Artikel zu bewerten.

So um 2007 herum war ich auf Platz 1 bei Google mit „Interimsmanager Hamburg“. Ein paar Wochen lang wechselte ich mich auf dem ersten Platz mit einem Kollegen ab – mal war er 1 und ich 2, dann umgekehrt. Wir machten beide Witze darüber, wenn wir gelegentlich beim Essen zusammen saßen.

Nach einer Weile stellten wir fest, dass offenbar niemals jemand außer uns nach „Interimsmanager Hamburg“ suchte und dass die ganze Anstrengung für den Eimer war. Auftragsgewinn: Null. Also bemühten wir uns nicht weiter, verloren unsere Platzierung und es war ohne wirtschaftliche Auswirkung.

Am Anfang meiner eigenen SEO-Strategie, so um 2004, dachte ich mir, haue einfach Keywords rein ohne Ende. Ergebnis: Sehr viele Besucher, so gut wie keine Leser.

Nächster Schritt: Keywords ja, aber substanzhaltiger Content drumherum. Dazu gelegentliche Links auf Facebook und twitter gesetzt. Ergebnis: Deutlich mehr Besucher, deutlich mehr Leser, und sogar kleine bezahlte Aufträge über diesen Vertriebskanal.

Mit einer relativ engen Spezialisierung – Vertriebscontrolling – sind 1.000 Leser pro Monat schon ziemlich gut. Ich bin relativ dicht dran (Stand: April 2014).