In meinem stetigen Bemühen, allen Mitmenschen die Laune zu verderben, melde ich mich wieder mal mit Nachrichten aus der Wirklichkeit.
Oder, wie mein großer Held Walter Giller sagte: „Es bleibt eben schwierig.“
Über die Freiberuflichkeit / Selbständigkeit kursieren eine Reihe von Mythen. Hier eine kurze Widerlegung einiger dieser Legenden.
Mythos 1: „Als Selbständiger hat man ein höheres Einkommen.“
In einigen wenigen Fällen, ja. Sonst aber nicht. Die meisten Selbständigen haben ein effektives Einkommen, das ca. ein Drittel niedriger liegt als das in vergleichbarer angestellter Position. Sie arbeiten wegen der vermeintlichen Freiheit selbständig.
Mythos 2: „Ich arbeite so viel oder wenig, wie ich will, und wann ich will.“
Von wegen. In den meisten Fällen bestimmen nicht Sie, wie viel und wann Sie arbeiten, sondern Ihre Kunden. Wann die etwas wollen und was sie wollen, ist manchmal vorhersehbar, manchmal nicht.
Wenn Sie Chef sind und Mitarbeiter haben, wird es nicht besser, sondern schlimmer: Sie arbeiten, wenn Ihre Kunden es wollen und wenn Ihre Mitarbeiter ihre Emotional-Dramen nicht in den Griff kriegen. Folglich: IMMER.
Delegieren wäre theoretisch möglich, wenn Ihre Mitarbeiter KEINE Schlafmützen wären. Andererseits: Wären sie keine Schlafmützen, wären sie selbst irgendwo Chef.
Mythos 3: „Mein eigener Einsatz bestimmt, wie viel Geld ich verdiene!“
Wie viel Geld Sie einnehmen und, noch wichtiger, wie viel Sie schließlich behalten, wird bestimmt durch den Markt, in dem Sie unterwegs sind, teilweise durch die Konjunktur, durch Ihre mehr oder weniger clevere Strategie und Ihr finanzielles Management.
In manchen Branchen können Sie arbeiten ohne Unterlass und trotzdem permanent pleite sein. Versuchen Sie mal alles, was mit Schulungen und Seminaren zu tun hat oder mit Altenpflege.
Hinzu kommt, dass die meisten Leute nicht rechnen können und falsch kalkulieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie das auch nicht können, ist sehr hoch.
Mythos 4: „Ich muss nur an mich GLAUBEN!“
Wahrscheinlich der größte Unsinn von allen. Die Selbsthilfe-Bewegung der 1960er Jahre hat die Implikation verbreitet, dass unsere Gedanken Wirklichkeit werden und dass wir die Macht haben, durch unser Denken Materie zu verändern.
Das ist leider Quatsch.
Bestenfalls können wir unsere INTERPRETATION der Wirklichkeit anpassen und damit ein kleines Schrittchen weiter kommen.
Filmkomponist John Williams GLAUBT nach eigener Aussage oft, völlig talentlos zu sein. Ed Wood GLAUBTE, der talentierteste Regisseur aller Zeiten zu sein. Beides wohl nicht ganz richtig.