Vor einer Weile fiel mir der Vergleich ein.
Als ich noch jung und naiv war (jetzt bin ich alt und naiv), dachte ich, ich werde Berater, und alle warten auf meinen tollen Rat. Na klar.
Ja, Beratung macht Spaß. Aber das Akquirieren von Beratungsaufträgen ist mindestens die Vorhölle. Wochenlange Verhandlungen, Ringen um Budgets, um dann wenige Beratungstage zu verkaufen.
Als mich neulich jemand fragte, ob ich auch Controlling-Beratung anbiete, sagte ich „Da ist meine Strategie die selbe wie mit one-night-stands: Wenn sie mir von selbst zufallen, nehme ich sie mit, aber ich arbeite nicht gezielt dafür. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht. Stundenlanges Gequatsche für wenige Stunden Gewinn, das ist nix.“
Beratung ist sehr oft sinnloses Gelaber und deshalb nicht sehr attraktiv. Für die meisten Frauen sind die meisten erotischen Abenteuer, die sich an jeder Ecke anbieten, sehr uninteressant. Aber wenn einer daherkommt, der einen echten Mehrwert bietet, der einen wahrnehmbaren Nutzen bringt und nicht nur labert (der seltene Diamant), dann zögert die Frau ebenso wenig wie der Beratungskunde. Alles andere sind Schutzbehauptungen, um sich die Laberfritzen vom Leib zu halten.
Ich persönlich habe nur wenige Berater, mit denen ich arbeite, mühsam gefiltert aus dem Meer von Laberfritzen, die ich nicht mal in die Nähe meines Business lassen würde. Einer meiner Berater nimmt den stolzen Stundensatz von 850 USD – aber er ist das wert.
Wenn ich denn mal berate, ist das auch fast immer nach wenigen Stunden vorbei, weil ich zügig zum Punkt komme (eine weitere Gemeinsamkeit).
Wenn Beratung ehrlich durchgeführt wird, kommt man auch relativ schnell zum Höhepunkt. Alles, was sich daran anschließt, wäre Coaching, Training, Fortbildung oder Projektmanagement. An der Stelle komme ich lieber ins Spiel.
Natürlich gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die Beratung GENANNT werden, aber etwas anderes sind. Natürlich gibt es große Beratungshäuser, die ihre Aufträge nicht durch das wochenlange Budgetgerangel erhalten, sondern durch ein solides Netzwerk von Alumni in Entscheider-Positionen. Aber was die dann tun, fällt für mich auch eher unter Projektmanagement, zum Nutzen der einen oder anderen Partei, manchmal eher zum eigenen Nutzen. Das sind professionelle Player, die Verführung zu einem gesicherten Prozess gemacht haben.
Auch da gilt: Ein Netzwerk, angefüllt mit Vertrauensvorschuss, bzw. Nutzenvermutung, ist kaum zu bezahlen.